Dankbarkeit ist weit mehr als nur ein einfaches Gefühl. Sie ist ein psychobiologischer Zustand, der messbar positive Effekte auslöst und gleichzeitig unser Verhalten auf achtsame Weise lenkt. Gerade im Advent, in dem der Fokus oft auf Fülle, Konsum und Erwartungen liegt, kann Dankbarkeit uns ein Stück näher zu uns selbst und zurück zum Wesentlichen führen. Egal, ob es für die kleinen oder großen Dingen des Lebens ist. Gleichzeitig profitieren wir selbst davon ganz ungemein.
Wenn wir dankbar sind, reagiert unser Körper sofort mit messbaren Veränderungen:
• Stressreduktion: Die Ausschüttung von Cortisol wird reduziert und damit der physiologische Stresskreislauf beruhigt.
• Verbesserter Schlaf: Positive Gedanken am Abend fördern schnelleres Einschlafen und weniger nächtliches Grübeln.
• Stärkeres Immunsystem: Positive Emotionen sind mit verbesserten Entzündungsmarkern und höherer Abwehrkraft verbunden.
• Herz-Kreislauf-Gesundheit: Dankbarkeit erhöht die Herzratenvariabilität – ein Zeichen für innere Belastbarkeit und Erholungsfähigkeit.
Auf emotionaler Ebene führt Dankbarkeit unsere Aufmerksamkeit in eine positive Richtung – weg von Mangelgedanken („Ich habe so viel zu tun“ oder „Es fehlt dieses und jenes“) – hin zu Ressourcen und Verbindungen, die uns tragen. Dankbarkeit fördert …
• Glücksgefühle: Das Gehirn schüttet die Botenstoffe Dopamin und Serotonin aus – zwei Glückshormone.
• Resilienz: Sie hilft, Herausforderungen mit mehr Gelassenheit zu begegnen.
• Optimismus: Der Blick richtet sich häufiger auf das, was gelingt.
• Verbundenheit: Dankbare Menschen nehmen soziale Unterstützung bewusster wahr, aber auch die Bedeutung von Umwelt und Natur.
• Sinnerlebnis: Der Alltag bekommt mehr Tiefe und selbst kleine Momente wirken bedeutsam.
Dankbarkeit beeinflusst auch unsere Beziehung zu Ernährung und Lebensmitteln. Sie kann verändern, wie wir essen und was wir auswählen:
• Bewusste Auswahl: Wenn wir uns bewusst machen, wie viele Schritte hinter einem Apfel, einer Karotte oder einer Tasse Tee stehen – vom Boden bis zur Ernte, vom Transport bis zur Zubereitung –, entsteht automatisch mehr Achtsamkeit und Wertschätzung. Das führt häufiger zu saisonalen, regionalen oder nachhaltigeren Entscheidungen.
• Intensiver Genuss: Dankbarkeit verlangsamt den Essmoment. Wir schmecken intensiver, nehmen Texturen und Düfte besser wahr und essen weniger „nebenbei“. Das fördert auch die innere Sättigung und erhöht die Zufriedenheit mit einer Mahlzeit. Positiver Nebeneffekt: die verzehrte Menge ist sehr wahrscheinlich geringer – ein kleines Stück zuckerreicher Adventleckerei genügt.
• Bessere Versorgung mit Nährstoffen: Wir greifen häufiger zu frischen, nährstoffreichen und gesunden Lebensmitteln, weil wir ihre Bedeutung wahrnehmen und uns selbst etwas Gutes tun wollen.
• Weniger Verschwendung: Wer Lebensmittel wertschätzt, plant besser, nutzt Reste kreativer und reduziert so die Lebensmittelverschwendung – ein großer Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz.
Dankbarkeit bedeutet nicht, dass man immer fröhlich oder optimistisch sein und in jeder noch so verzwickten Situation das Gute erkennen muss. Denn das würde bedeuten wichtige Gefühle wie Traurigkeit oder Wut zu unterdrücken. „Gesunde“ Dankbarkeit bedeutet hingegen, die positiven Aspekte im Leben bewusst wahrzunehmen und anzuerkennen. Regelmäßige Dankbarkeitsübungen können dabei helfen, z.B. ganz einfach in Form eines Dankbarkeitstagebuchs:
Schreiben Sie jeden Abend drei Dinge auf, für die Sie heute persönlich dankbar sind. Es muss gar nichts Großes, Weltbewegendes sein. Jede noch so kleine Kleinigkeit, für die Sie dankbar sind, zählt – das kann ein gutes Mittagessen, der Genuss eines wohlschmeckenden Getränks, ein Moment der Ruhe (in der Natur), ein freundliches Lächeln oder ein Gespräch in der Familie sein. Probieren Sie es aus und genießen Sie dieses kraftvolle Ritual gerade jetzt – als leisen Gegenpol zu allen lauten Dingen des Advents.