
Ursprünglich kommt die Marille aus China, wo sie bereits 3.000 v. Chr. angebaut wurde. Mit den Händlern des Landes, die entlang der Seidenstraße reisten, kam die Marille gemeinsam mit dem Pfirsich nach Persien und Armenien. Die Marille war in Armenien schon in der Antike bekannt und auch ihr botanischer Name erinnert daran: Prunus armeniaca (armenische Pflaume). Bis heute hat Armenien die größte Vielfalt an Marillenarten und nimmt dort sowohl kulturgeschichtlich als auch landwirtschaftlich einen wichtigen Platz ein. Alexander der Große brachte die Marille nach Griechenland und Italien. Ausgehend vom römischen Reich gelangte sie dann in die Wachau, wo sie seit rund 2.000 Jahren angebaut wird. Die Wachauer Marille mit ihrem feinen Aroma ist eine europaweit bekannte Marillensorte, die innerhalb der EU seit 1996 sogar als eine eigene Marke geschützt ist.
Botanisch gesehen zählt die Marille zum Steinobst und gehört zur Unterfamilie der Rosengewächse, Gattung Prunus. Der Marillenbaum erreicht eine Höhe von vier bis sieben Metern. Er kann bis zu 90 Jahre alt werden und trägt im Durchschnitt 120 Kilogramm Früchte pro Jahr. Die Blütezeit reicht von März bis April und ist ein beeindruckendes Naturschauspiel, das jedes Jahr die rund 100.000 Marillenbäume in der Wachau in ein süßlich duftendes rosa-weißes Blütenmeer verwandelt. Die Marille selbst ist eine runde bis eiförmige Frucht. Sie duftet aromatisch und hat eine weiche, samtige Schale, deren Farbe von hellgelb bis tief orange reicht. Das Fruchtfleisch ist ebenfalls gelborange, manchmal auch leicht rötlich gefärbt. Im Inneren befindet sich ein großer Kern, der sich leicht herauslösen lässt, wenn das Fruchtfleisch reif ist. Das Fruchtfleisch schmeckt süßlich, oft auch leicht säuerlich. Es gibt eine große Vielfalt an Sorten, die sich in Größe, Farbe, Konsistenz der Schale und im Geschmack unterscheiden.
Die orange Farbe lässt bereits erahnen, wieso die Marille eine ganz besondere Frucht ist: denn keine andere Obstart enthält so viel Beta-Carotin wie die Marille. Beta-Carotin ist eine Vorstufe zu Vitamin A und wird im Körper bedarfsabhängig in Vitamin A umgewandelt. Vitamin A ist für das Sehen, das Immunsystem und die Entwicklung verschiedenster Zellen und Gewebe notwendig. Außerdem regelt es den Aufbau von Haut und Schleimhäuten. Darüber hinaus liefert die Marille B-Vitamine, Vitamin C sowie Mineralstoffe wie Kalium, Calcium und Phosphor. Marillen haben auch einen hohen Anteil an sekundären Pflanzenstoffen, vor allem Catechine und Quercetin, die zur Gruppe der Flavonoide zählen. Flavonoide haben zahlreiche gesundheitsfördernde Wirkungen. So senken sie unter anderem das Risiko für Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wirken positiv auf den Blutdruck und unterstützen das Immunsystem. Marillen sind außerdem besonders reich an löslichen Ballaststoffen, die den Darmbakterien als Nahrung dienen und so die Darmgesundheit fördern können.
Ausländische Marillen sind meist von Mai bis September in den Supermärkten erhältlich. Die frisch geernteten, österreichischen Marillen kann man in der Regel von Mitte Juli bis Mitte August genießen. Abseits der Saison erfreuen sich neben Marillenkompott im Glas bzw. in der Konserve oder fruchtig-süßem Marillennektar auch getrocknete Marillen großer Beliebtheit. Getrocknete Marillen enthalten pro 100 Gramm etwa fünf Mal so viel Beta-Carotin und sind auch reich an Vitamin E und Kalium. Allerdings ist auch ihr Zuckergehalt um ein Vielfaches höher (7,7 g Zucker pro 100 g frischer Frucht im Vergleich zu 43 g Zucker pro 100 g getrockneten Marillen). Achtung für Personen mit empfindlicher Verdauung: der hohe Anteil an Fruktose und Sorbit bei getrockneten Marillen kann eine abführende Wirkung haben.
Schon bald geht es los mit den frischen, köstlich-gesunden heimischen Marillen. Schöpfen wir aus dem Vollen!